Die UTmessan  ist das größte IT-Event Islands. Ziel des Events ist es, die Bedeutung der IT und dessen Auswirkungen auf Unternehmen und auf die isländische Gesellschaft hervorzuheben und zu präsentieren. Die diesjährige UTmessan fand am 05. und 06. Februar 2016 im Harpa Conference Centre in Reykjavik statt, und wir hatten die Ehre, den Interaction Room zum Thema ,,Früherkennung von Risiken und Werten in komplexen IT-Projekten“ vorzustellen.

Den Vortrag hielt Dr. Matthias Book, außerordentlicher Professor der Fakultät für Wirtschaftsingenieurwesen, Maschinenbau und Informatik unserer Partneruniversität Universität von Island. Seine aktuellen Forschungs- schwerpunkte liegen in der Unterstützung von fachlichen und technischen Stakeholdern in Software-Entwicklungsprozessen mit dem Interaction Room sowie Techniken zur effizienten Bearbeitung unstrukturierter Geschäftsprozesse.

Früherkennung von Risiken und Werten in komplexen Software-Projekten mit dem Interaction Room

Dr. Mathias Book präsentiert in diesem Vortrag auf der UTmessan das Konzept des Interaction Room, das Stakeholdern aus multidisziplinären Bereichen, wie Business, IT und Management, ermöglicht, komplexe IT-Projekte zu skizzieren und erfolgskritische Geschäftsprozesse, Datenstrukturen und Systemkomponente durch eine pragmatische Herangehensweise zu diskutieren.

Gute Anforderungsspezifikationen sind wichtige Voraussetzungen für ein erfolgreiches IT-Projekt, jedoch reichen diese oft nicht aus – vor allem bei steigender Komplexität eines Projekts. Bei einem komplexen Projekt ist es selbstverständlich, dass die Interessen von Fachbereich und IT unterschiedlich sind. Entsprechend haben Stakeholder aus multidisziplinären Bereichen während der Projektanbahnung verschiedene Vorstellungen und Ideen davon, was die Software am Ende des Projekts können und leisten soll. Um ein gemeinsames Projektverständnis unter allen Stakeholdern sowie ein gemeinsames Project-Ownership herzustellen, stellt Dr. Matthias Book den Interaction Room als Lösung vor. Im Vortrag legt Dr. Book den Augenmerk darauf, dass es sich bei dem Interaction Room nicht um eine Konferenz oder ein Meeting handelt und es nicht nur ums Zuhören oder um die reine Informationsaufnahme geht. Vielmehr sind im Interaction Room alle Beteiligten aktiv und interagieren miteinander: Sie visualisieren gemeinsam das Projekt mit seinen Datenstrukturen, Schnittstellen und Geschäftsprozessen auf den verschiedenen Canvases, diskutieren diese und erkennen verschiedene Herausforderungen. Durch das pragmatische Modellieren befinden sich somit alle Stakeholder, selbst ohne spezifisches Domänenwissen, auf einer Verständnisebene.

Besonders wurden die Annotationen – als wichtiger Bestandteil des Interaction Room – von Herrn Dr. Book in der Präsentation hervorgehoben. Diese werden von den Stakeholdern auf die Canvases platziert. Risiken, Werte oder Arbeitsaufwand, die sonst leicht in Modellskizzen verborgen bleiben, werden mit den Annotationen markiert und identifiziert. Demnach wird mit Hilfe der Annotationen Implizites explizit und der Fokus der Stakeholder wird somit auf die kritischen Aspekte des Projekts gelenkt. So entstehen bei Projekten, die vorher im Interaction Room ausgearbeitet wurden, weniger unerwartete Überraschungen: Lediglich 6% nicht geplante Arbeitsschritte treten bei Projekten mit dem Interaction Room auf, während bei Projekten, die nicht vorher im Interaction Room erarbeitet wurden, 26% nicht geplante Arbeitsschritte entstehen.

Am Ende des Vortrags gab Dr. Matthias Book einen Ausblick auf derzeitige Forschungsarbeiten an der digitalen Version des Interaction Room – dem Augmentierten Interaction Room (AugIR): Derzeit werden mobile Geräte an den AugIR angebunden, sodass man Storycards z. B. auf Tablets schreibt und dann mit einfachen Gesten auf die Wand transferieren kann.

Der Interaction Room an der Universität von Island

Universität_Island_AugIR

Während unseres Aufenthalts in der Universität von Island, haben wir die Interaction-Room-Methode auch in Vorlesungen vorgestellt. Da der Augmentierte Interaction Room bereits dort im Einsatz ist, nutzten wir die großen interaktiven Touch-Displays des AugIR für die Vorlesung und demonstrierten den IT-Studenten, mit welchen digitalen Funktionen das methodische Vorgehen im Interaction Room unterstützt und vereinfacht wird. Der AugIR wird außerdem auch von weiteren Dozenten in kleineren Vorlesungen genutzt. Die Aufmerksamkeit, die der Interaction Room erfährt, ist immens, denn in den kommenden Semestern wird Dr. Mathias Book noch ausführlicher auf die Interaction-Room-Methode in den Vorlesungen eingehen und die AugIR-Software voraussichtlich auch in Projektgruppen größerer Vorlesungen einsetzen.